Vogeljagd auf Zypern
Mit 42.000 lizenzierten Jägern hat Zypern eine der höchsten Jägerdichten in der EU. Im Schnitt gehen hier 4,5 Waidmänner je Quadratkilometer auf die Jagd, in Deutschland sind es 1,1 und Italien 2,9. Insgesamt haben 34 Vogelarten eine Jagdzeit, darunter neben Wachtel und Turteltaube auch der Halsbandfrankolin und sieben Singvogelarten: Amsel, Rot-, Mistel-, Wacholder- und Singdrossel sowie Star und Feldlerche. Offiziell werden 3,7 Millionen Vögel im Jahr ganz legal geschossen, vermutlich sind es aber weit mehr. Zudem werden zahlreiche geschützte Arten illegal geschossen.
Bei unseren Vogelschutzcamps auf Zypern werden wir vielfach Zeuge von Wilderei und nicht ordnungsgemäßer Jagd. Zu den am häufigsten beobachteten Verstößen gehört dabei die Verwendung illegaler elektronischer Lockanlagen. Viele Geräte laufen nachts und locken Wachteln an, die dann in der Morgendämmerung mit Hunden aufgescheucht und abgeschossen werden. Morgens verwenden Jäger die Geräte, um Drosseln vor die Flinten zu locken. Während jedes Einsatzes melden wir solche Fälle an die Behörden - meist gelingt es den Tätern aber, bis zum Eintreffen der Beamten zu fliehen oder in aller Ruhe die Anlagen auszuschalten.
Auch Verstöße bei der Haltung lebender Lockvögel sind weit verbreitet. Die Tiere - in der Regel Türken- oder Palmtauben - werden vielfach unter nicht artgerechten Bedingungen in kleinen Käfigen und ohne ausreichendes oder adäquates Futter und Wasser gehalten. Mehrfach wurden solche Lockvogelvolieren aufgrund unserer Hinweise von den Behörden stillgelegt.
Der Abschuss geschützter Vogelarten ist - wie in vielen anderen Mittelmeerländern - leider auch auf Zypern an der Tagesordnung. Besonders betroffen sind dabei Greifvögel wie z.B. Rohr- und Steppenweihen, aber auch Rotfußfalken. Auf Bienenfresser und Wiedehopfe wird ebenso gezielt Jagd gemacht. Was mit den geschossenen Tieren passiert, ist nicht geklärt. Bei Bienenfressern wird vermutet, dass die Tiere gegessen werden, Greifvögel werden vermutlich als Trophäen ausgestopft.