Komitee gegen den Vogelmord e.V. Committee Against Bird Slaughter (CABS)

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Steinquetschfallen im französischen Zentralmassiv

Steinzeitlighe Fangmethode: Steinquetschfalle in den Cevennen
Steinzeitlighe Fangmethode: Steinquetschfalle in den Cevennen

Im französischen Zentralmassiv hat eine steinzeitliche Vogelfangmethode die Jahrtausende überdauert: Steinschlagfallen, auf Französisch „tendelles“. Über 100 Jahre waren sie verboten, doch die Behörden haben die fortdauernde Wilderei nicht in den Griff bekommen. Das änderte sich erst im November 2005, als die Fanggeräte schlicht und einfach wieder erlaubt wurden – die Wilderer von einst wurden über Nacht zu Bewahrern einer „traditionellen Jagdmethode“. Anders als alle anderen Fangmethoden wurde dieser Fallentyp im Jahr 2021 nicht verboten - die Cevennen stehen deswegen weiterhin voller brutaler Fallen!

Die Fanggeräte gehörten zum Brutalsten, was das Arsenal der Zugvogeljäger hergibt: Eine Falle besteht aus einer etwa 3 bis 10 Kilogramm schweren Kalksteinplatte, die mit einer Konstruktion aus kleinen Stöckchen aufgestellt und mit frischen Wacholderbeeren beködert wird. Vögel, die die Beeren fressen wollen, berühren die Stöckchen und werden unter der herabfallenden Platte begraben. Viele Vögel werden beim Fang nicht sofort getötet, sondern verbluten, ersticken oder verdursten. Zahlreiche Tiere sterben auch an Unterkühlung, denn in dem hochgelegenen Fanggebiet steigen die Temperaturen im Winter selbst am Tage nicht über 0 Grad.

Komitee-Recherche im Zentralmassiv

Auch geschützte Vogelarten enden in den Steinquetschfallen - hier eine Tannenmeise
Auch geschützte Vogelarten enden in den Steinquetschfallen - hier eine Tannenmeise

Zwischen Dezember 2006 und Januar 2010 hat das Komitee gegen den Vogelmord vor Ort mehrere Dutzend Fangstellen mit rund 2.000 Steinquetschfallen ausfindig gemacht und deren Fangweise dokumentiert. Ziel war es, die Zahlen der französischen Regierung, die zu der Genehmigung geführt haben, zu überprüfen.

Das Ergebnis ist eindeutig: Erwartungsgemäß fanden sich in den Fallen keineswegs nur Drosseln, sondern 10 % geschützte Vogelarten – von „Selektivität“ kann gar keine Rede sein. Auch die Behauptung, die schweren Kalksteinplatten würden die geschützten Kleinvögel lebend unter sich begraben, konnte widerlegt werden: 75 % aller gefangenen Tiere waren tot, unabhängig ob Drosseln oder geschützte Vögel. Diejenigen, die lebend geborgen werden konnten, waren meist so schwer verletzt, dass sie nicht wieder in die Freiheit entlassen werden konnten. Von den geschützten Arten wurde sogar kein einziges noch lebendiges Exemplar gefunden!

Auch die Fangquote, die von der französischen Regierung ermittelt wurde, stellte sich als viel zu niedrig heraus: Die in Brüssel vorgelegte Studie des französischen Umweltministeriums sagt aus, dass jeder Vogelfänger pro Tag nur 0,3 Vögel fängt. Bei den gestatteten 92 Jagdtagen würde jeder Jäger also nur 27 Vögel fangen – bei dem enormen Aufwand völlig unglaubwürdig. Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass mit jeder einzelnen Fanganlage täglich 2,25 Vögel gefangen werden können, also während einer Saison über 200 Tiere. Bei 20.000 genehmigten Fallen bedeutet das 50.000 Vögel!

Selbst das staatliche französische Jagdamt ONFCS hat in einem Gutachten erhebliche Zweifel an den von der eigenen Regierung erstellten Studien angemeldet. In der Kritik steht hier vor allem, dass fast alle vorgelegten Zahlen zu Selektivität und Fangquote von den Vogelfängern selbst erhoben oder von ihnen offensichtlich gefälscht wurden. Mit anderen Worten: Die Wilderer haben sich ihre Fallen so lange schön gerechnet, bis sie „genehmigungsfähig“ waren.

Das Komitee gegen den Vogelmord hat mit finanzieller Unterstützung durch den Deutschen Tierschutzbund eine umfangreiche Dokumentation über die Steinquetschfallen ausgearbeitet und bei der EU-Komission in Brüssel vorgestellt.