Abschuss geschützter Vogelarten auf Malta
Große, bunte und seltene Vogelarten sind auf Malta bis heute ein Ziel von Wilderern. Besonders betroffen sind Greifvögel, Störche, Flamingos und Reiher.
Auf Malta gibt es eine alte Tradition der Jagd auf Greifvögel. Mitte des 20. Jahrhunderts wurden auf der kleinen Inselgruppe zehntausende von Bussarden, Falken, Weihen und Adlern im Jahr geschossen. Bilder von Jägern mit Bergen geschossener Greife dokumentieren eindrücklich das Ausmaß dieser grausamen Leidenschaft. Die Vögel wurden in der Regel nicht genutzt - es ging überwiegend um das "Jagdvergnügen". Aus dieser Greifvogeljagd heraus entwickelte sich eine Trophäenjagd, die bis heute viele Jäger auf Malta antreibt. Die Vögel werden ausgestopft und landen in Vitrinen. Besonders fanatische Sammler haben von jeder Art nicht nur Männchen und Weibchen als Präparat, sondern auch Jungtiere und verschieden Farbvarianten. Hunderttausende ausgestopfter geschützter Vögel befinden sich auf Malta in der Hand privater Trophäensammler.
Sobald Vögel aus den begehrten Artengruppen auf der Insel erwartet werden, mischen sich die Wilderer - die oft über eine gültige Jagdlizenz verfügen - unter die regulären Jäger. In geschlossenen Gruppen sozialer Netzwerke oder über Chats oder Funk verständigen sich die Täter untereinander über Zugwege und Rastplätze. Im Schutz der Dunkelheit oder versteckt hinter Mauern und in kaum zugänglichen Küstenbereichen lauern sie, um die Raritäten ins Visier zu nehmen.
Seit dem Start unserer Vogelschutzcamps im Jahr 2001 hat sich die Situation spürbar verbessert. Heute können große Schwärme von Wespenbussarden und Rohrweihen weitgehend unbehelligt die Insel überfliegen. Aber sobald seltenere Arten wie Weiß- oder Schwarzstörche, Schmutzgeier, Zwerg-, Schlangen und Schreiadler, Rotfußfalken oder Steppenweihen, Flamingos, Purpurreiher oder Blauracken ankommen, stehen die Wilderer im wahrsten Sinne des Wortes "Gewehr bei Fuß". Selbst mit Polizeischutz, unter dem mancher Vogelschwarm inzwischen beim Flug über Malta steht, gelingt es den Tätern immer wieder, einzelne Tiere zu töten.
Bei unseren Vogelschutzcamps auf Malta legen wir heute deswegen einen großen Wert auf die Begleitung von seltenen Arten und die Überwachung der besonders von Wilderei betroffenen Gebiete.