Aktionen zum Schutz von Greifvögeln und Störchen

Auf Malta gibt es bis heute die Trophäenjagd auf Greifvögel, Störche, Reiher und andere Großvögel. Die Vögel landen als Präparate in Kollektionen – viele Sammler haben hunderte ausgestopfter Tiere in ihren Vitrinen, von jeder Art möglichst Männchen, Weibchen und verschiedene Farbvarianten.
Die Wilderer mischen sich im Frühling und Herbst unter die Jäger, die legal auf die Pirsch nach Turteltauben, Wachteln, Drosseln sowie verschiedenen Wat- und Wasservögeln gehen. An abgelegenen Küstenabschnitten, entlang bekannter Flugrouten und im Umkreis der Rastplätze lauern sie auf ihre Beute. Rohr- und Wiesenweihen, Wespenbussarde und Baumfalken werden oft geschossen, aber vor allem seltene Arten wie Steppenweihen, Schrei- und Fischadler, aber auch Schwarzstörche und Flamingos haben oft kaum eine Chance, lebend die Insel zu verlassen. Wenn die begehrten Raritäten auf der Insel eintreffen, macht die Information über geschlossene Gruppen in den Sozialen Medien schnell die Runde, so dass schon nach kurzer Zeit die Wilderer - im wahrsten Sinne des Wortes - "Gewehr bei Fuß" stehen.

Schon seit dem Jahr 2001 führt das Komitee gegen den Vogelmord seine Vogelschutzcamps auf Malta durch. Jeweils zwei bis drei Wochen im Frühjahr (April) und im Herbst (September) setzen wir bis zu 20 Teilnehmer aus ganz Europa auf Malta und seiner kleinen Nachbarinsel Gozo ein. In den Morgen- und Abendstunden kontrollieren die Komitee-Mitglieder die bekannten Durchzugs- und Rastplätze und vertreiben oft schon durch ihre bloße Anwesenheit viele Wilderer. Wer doch auf geschützte Arten schießt, riskiert von uns gefilmt zu werden. Bei beobachteten Straftaten rufen die Komitee-Teams die Umweltpolizei, die in den Brennpunkten der illegalen Jagd regelmäßig patrouilliert, und assistieren den Beamten bei ihrer Arbeit.
Der Wilderei überführte Jäger erhalten hohe Geldstrafen und verlieren den Jagdschein oft auf Lebenszeit, selbst Haftstrafen wurden schon verhängt. In Kooperation mit unserem Partnerverband Birdlife Malta und der Umweltpolizei haben wir auf diese Art und Weise einen erheblichen Teil der Insel beruhigen können. Abgelegene Gebiete im Westen und Süden der Insel und großflächig unzugängliche Bereiche rund um den Flughafen sind aber bis heute eine Todesfalle für Großvögel.

Auch wenn der Vogelfang von Sing- und Watvögeln außerhalb des Zeitraums unserer großen Vogelschutzcamps seinen Höhepunkt hat, überführen wir auch im April und September jedes Jahr zahlreiche Wilderer mit Käfigfallen, Stell-, Schlag- und Bodennetzen oder illegalen Lockanlagen.
Die Einsätze gegen die Wilderei auf Malta sind nicht ungefährlich. Vor allem in Jahren, in denen Jagdgesetze verschärft worden sind, wurden unsere ehrenamtlichen Mitglieder Opfer von Übergriffen frustrierter Jäger. Meist bleibt es bei verbalen Attacken und Beschimpfungen, aber an abgelegenen Stellen wurden wir auch schon tätlich angegriffen und unsere Fahrzeuge schwer beschädigt. Solche Gewalttaten nehmen aber zum Glück seit Jahren stetig ab.
Die Zahl der von uns während der Vogelschutzcamps beobachteten Fälle illegaler Jagd auf geschützte Vögel ist seit Jahren rückläufig. Zu Beginn unserer Aktionen wurden tausende Greifvögel geschossen – bei jedem Einsatz dokumentierten unsere Teams weit über 100 Fälle von Ab- und Beschuss geschützter Vögel und die Funde von Kadavern achtlos weggeworfener oder unter Steinen versteckter Jagdopfer. Inzwischen haben sich die notorischen Wilderer in kleine Bereiche zurückgezogen, in denen wir bei den Vogelschutzcamps nun gezielt Kontrollen durchführen.