Künstliche Inseln für die Trauerseeschwalben
Komiteeprojekt zum Schutz des gefährdeten Vogels in Brandenburg und Sachsen-Anhalt
Trauerseeschwalben haben hohe Ansprüche an ihren Brutplatz: Es muss ein ungestörtes Gewässer sein, nicht zu flach und nicht zu tief, sonnig gelegen, ohne Strömung und vor allem muss es eines haben: Reichlich Wasserpflanzen. Denn die schwarzen Schönheiten bauen ihr Nest auf abgestorbenen Pflanzenteilen, die an der Wasseroberfläche treiben. Diese Vorliebe für heutzutage derart seltene Biotope hat die Trauerseeschwalbe an den Rand der Ausrottung gebracht. In der Norddeutschen Tiefebene brüten heute noch etwa 1.000 bis 1.300 Paare, in den letzten dreißig Jahren hat ihr Bestand in Deutschland um mehr als 50 % abgenommen.
Auch der europäische Vergleich ist ein wahres Trauerspiel: In allen west- und südeuropäischen Ländern nimmt die Trauerseeschwalbe deutlich ab, lediglich bei unseren osteuropäischen Nachbarn bleiben die Bestände (noch) stabil. Aber auch hier sind die großen noch verbliebenen Naturlandschaften von der Intensivierung der Landwirtschaft, von Straßenbau und Flurbereinigung bedroht.
Um die hochgradig gefährdete Vogelart zu unterstützen, hat das Komitee gegen den Vogelmord im Naturschutzgebiet "Pritzerber See" - einem Havelsee nordwestlich der Stadt Brandenburg - und auf einem Elb-Altarm bei Tangermünde eine Kolonie mit künstlichen Nisthilfen angelegt. Begonnen hat alles mit 30 kleinen Flößen, die im Frühling 2007 auf dem Pritzerber See ausgebracht wurden. Nach und nach kamen hier und an der Elbe bei Tangermünde weitere Inselchen dazu, inzwischen sind es über 100.
Die Nisthilfen müssen mittels Schlauchboot jedes Jahr neu montiert werden, damit sie nicht durch winterliches Hochwasser gefährdet werden. Die leichtgewichtigen Flöße werden jeden Frühling mit langen Schnüren, die Wasserstandsschwankungen nach Regenfällen ausgleichen können, am Seeboden verankert. Für das Winterhalbjahr werden die Brutflöße abgebaut.
Die "Komitee-Seeschwalbenkolonie" liegt direkt am Rande des europaweit einzigartigen Havel-Renaturierungsprojektes des NABU. Zwischen Pritzerbe und der Mündung der Havel in die Elbe werden in den nächsten Jahren 18.700 Hektar Auenlandschaft wieder in einen natürlichen Zustand versetzt. Dabei werden auch zahlreiche Alt- und Totarme der Havel wiederhergestellt, in denen die Trauerseeschwalben zukünftig wohl auch wieder natürliche Brutplätze finden werden. Bis es soweit ist, wird das Komitee gegen den Vogelmord die Kolonie am Pritzerber See weiter ausbauen.