Fang von Watvögeln auf Malta
Watvögel wie Kiebitze, verschiedene Regenpfeifer und Strandläufer werden auf Malta nicht nur geschossen, sondern auch mit Netzen gefangen. Verwendet werden dafür riesige Schlagnetze: Sie bestehen aus jeweils zwei nebeneinander am Boden montierten, bis zu 50 Meter langen und mit Metallfedern auf Spannung gehaltenen Netzen. Die Fangstellen liegen oft an der Küste und sind mit Wasserflächen und lebenden Lockvögeln oder elektronischen Lockgeräten ausgestattet. Wenn sich Vögel auf der Fläche zwischen den Netzen einfinden - oft werden sie um eine Schlickinsel herum platziert - lösen die Fänger sie manuell aus. Die Netze schlagen dann über den Tieren zusammen und fangen sie lebend.
Die auf diese Weise gefangenen Vögel werden entweder als Lockvögel bei der Jagd verwendet, landen ausgestopft in Trophäenkollektionen, enden lebendig bei Tiersammlern oder werden getötet und gegessen.
Der Fang von Vögeln ist über die Regelungen der EU-Vogelschutzrichtlinie verboten. Malta macht von der Möglichkeit, hierzu eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen, Gebrauch und erlaubt den Fang von Goldregenpfeifern im Herbst. Die dabei erbeuteten Vögel - offiziell jährlich etwa 700 Tiere - sollen als Lockvögel bei der Jagd auf den inzwischen gefährdeten Watvogel verwendet werden.
Viele Vogelfänger nutzten die Anlagen aber dazu, auch geschützte Vögel zu fangen. Dazu nehmen sie die Fangstellen im Hochsommer in Betrieb, wenn die ersten Watvögel bei ihrem Zug aus den skandinavischen Brutgebieten im Mittelmeerraum eine Rast einlegen. Betroffen sind vor allem Rot- und Grünschenkel, Bruch- und Waldwasserläufer, Kampfläufer, Alpenstrandläufer und Flussregenpfeifer.
Aber auch in der regulären Fangsaison im Oktober und November geht oft nicht alles mit rechten Dingen zu. So werden die Fangstellen nicht selten nachts betrieben, obwohl der Fang nur während des Tages erlaubt ist. Dazu kommen verbreitet elektronische Lockanlagen zum Einsatz, die streng verboten sind. Auf einschlägig bekannten Internetseiten werden zudem immer wieder Goldregenpfeifer zum Verkauf angeboten, obwohl die gefangenen Tiere ganz ausdrücklich nicht vermarktet werden dürfen.
Das Komitee gegen den Vogelmord führt seit dem Jahr 2014 Vogelschutzcamps im Sommer und Spätherbst auf Malta durch, um den Watvogelfang zu kontrollieren.