Großbritannien: Wilderei im Land des Vogelschutzes
Großbritannien wird vielfach als Geburtsort des Vogelschutzes angesehen. In kaum einem anderen Land gibt es so viele Naturfreunde. Das macht sich auch beim Komitee gegen den Vogelmord bemerkbar: Nach Deutschen und Italienern kommen die meisten unserer ehrenamtlichen Helfer aus England.
Und dennoch haben die britischen Inseln zwei Wilderei-Probleme: Die illegale Greifvogelverfolgung einerseits und den Vogelfang in seinen Militärgebieten auf Zypern andererseits.
Die illegale Greifvogelverfolgung ist in Großbritannien - nicht anders als in Deutschland - eng mit Niederwildjagd und Geflügelhaltung verbunden. Sie kommt in allen Landesteilen vor, hat ihren Schwerpunkt aber im Norden Englands und in Schottland. Betroffen sind vor allem Habichte, Kornweihen und Steinadler. Die meisten Täter sind im Umfeld der großen Niederwildjagden zu finden, für die in Großbritannien in jedem Jahr Millionen Fasane, Rot- und Schneehühner ausgesetzt werden. Vor allem die Adelshäuser legen viel Wert auf große Strecken und beschäftigen Jagdaufseher mit der Bekämpfung von allem, was dem entgegensteht. Die Kornweihe ist auf diesem Weg in England fast ausgerottet worden. Die RSPB - Europas größter Naturschutzverband - hat eine eigene Abteilung für das Thema, sie dokumentiert ähnlich dem Komitee-Projekt EDGAR alle Fälle illegaler Greifvogelverfolgung im Land. In jedem Jahr werden zwischen 80 und 130 Fälle bekannt, mehrheitlich handelt es sich dabei um Abschüsse und Vergiftungen.
Die britischen Militärgebiete auf Zypern sind von zentraler geopolitischer Bedeutung für das Königreich. Als ehemalige Kolonialmacht sind die Briten dabei darauf bedacht, mit der lokalen Bevölkerung eine gute nachbarschaftliche Beziehung zu pflegen. Bis auf wenige Tage mit Übungsbetrieb ist das Gelände frei zugänglich - für Landwirte ebenso wie für Vogelfänger. Wildererbanden aus den umliegenden Städten haben erkannt, dass sie sich die Zurückhaltung des britischen Militärs zunutze machen können. Dreist besetzen sie erhebliche Teile der Landschaft und stellen riesige Fangnetze auf. Hunderttausende Vögel werden so auf britischem Boden gefangen - jedes Jahr. Nach Protesten des Komitees gegen den Vogelmord und des britischen Vogelschutzverbandes RSPB und nach einigen spektakulären Komitee-Aktionen ist aber Bewegung in die Militärhierarchie gekommen - seit dem Jahr 2017 gestaltet sich die Kooperation mit der dortigen Polizei deutlich besser. Zwar gibt es weiter Spielraum für Verbesserungen, aber ein guter Anfang ist gemacht.
Das Komitee gegen den Vogelmord beteiligt sich seit dem Jahr 2017 mit einem Stand an der britischen Birdfair - der weltweit größten Messe für Natur- und Vogelschutz, die jedes Jahr im August stattfindet und zehntausende Besucher anzieht.