Lebende und elektronische Lockvögel für Jagd und Vogelfang
Die Verwendung von lebenden Lockvögeln und elektronischen Lockanlagen ist weit verbreitet im Libanon. Mit ihnen locken die Jäger und Vogelfänger die Vögel vor Flinten und in Fallen und Netze. Während die Verwendung von Lockanlagen überall im Mittelmeerraum verboten ist, sind lebende Lockvögel bei der Jagd fast überall erlaubt. Nicht so im Libanon – hier steht beides unter Strafe!
Lebende Lockvögel
Lebende Lockvögel werden im Libanon vor allem beim Vogelfang eingesetzt. Stieglitze, Hänflinge und andere Finken werden in kleinen Käfigen an Netzen oder Leimruten postiert und locken Artgenossen mit ihrem Gesang zu den Fangstellen.
Eine ansonsten im Mittelmeerraum seltene Erscheinung sind lebende Großvögel, die zum Anlocken bei der Jagd verwendet werden. Sie haben meist einen Abschuss überlebt und werden unter unsäglichen Umständen gehalten, um während der Zugzeit an Jagdplätzen eingesetzt zu werden. Besonders betroffen sind Schreiadler, Wespenbussarde und Weißstörche, aber auch Kraniche.
Elektronische Lockanlagen
Elektronische Lockanlagen – seien es MP3-Player oder einfach nur Mobiltelefone mit Lautsprechern – sind im Libanon so verbreitet wie in keinem anderen Einsatzgebiet des Komitees gegen den Vogelmord. An Netzen und Leimruten „singen“ Grasmücken und Rohrsänger, an Jagdplätzen teilweise mehr als die Hälfte der Jäger Lockgeräte mit dem Gesang von Schwalben oder den Rufen von Bienenfressern laufen – je nachdem, was sie gerade schießen wollen. Bei der Nachtjagd im Frühling und Herbst werden sehr oft die Gesänge und Rufe von Wachteln, Ziegenmelkern und Wachtelkönigen verwendet – die Vögel geraten dabei in den Lichtkegel von Scheinwerfern, wo sie orientierungslos ein leichtes Opfer der Wilderer werden. Und im Winter locken elektronische Drosselgesänge die Vögel auf Dächer, die mit Ästen und abgesägten Bäumen zu einem „gefälschten Gebüsch“ umgewandelt wurden und wo selbst mitten in der Stadt auf die Tiere geschossen wird.
Einen Vorteil haben die unablässig laufenden und meist sehr lauten Lockgeräte: Sie ziehen nicht nur Vögel magisch an, sondern auch Vogelschützer. Sie helfen vor allem nachts bei der Lokalisierung illegaler Fangstellen und machen so unsere Arbeit ein Stück leichter.