Der Komitee-Wintereinsatz auf Sardinien

Wenn die nord- und mitteleuropäischen Drosseln und Rotkehlchen im Spätherbst ihre Winterquartiere in Sardinien erreichen, warten dort schon die Wilderer mit tausenden hauchfeinen Rosshaarschlingen und Fanganlagen, die mit riesigen Netzen bestückt sind.
Seit 1999 finden im Süden der Mittelmeerinsel Zugvogelschutzcamps des Komitees gegen den Vogelmord und seiner Partnerverbände statt. Früher haben wir lediglich einwöchige Einsätze im Frühwinter durchgeführt, zwischen den Jahren 2012 und 2017 haben wir mit 8 Wochen zwischen November und Januar fast die gesamte Fangsaison abgedeckt. Mit dem deutlichen Rückgang der Wilderei führen wir jetzt wieder ein bis zwei Einsätze von jeweils 10 bis 20 Tagen Dauer durch.
Die meist zwischen 15 und 20 in der Regel aus Italien stammenden Teilnehmer suchen in den ausgedehnten Erdbeerbaumwäldern die Fallenpfade der Wilderer. Diese sind labyrinthartig in den unübersichtlichen Hügeln angelegt und - wenn aktiv - bestückt mit jeweils tausenden Rosshaarschlingen, die in den Büschen wie auch am Boden postiert sind. Netze stehen mehr auf den Bergrücken, die die Vögel flach überfliegen.

Während früher unser Hauptaugenmerk darauf lag, die Fallen und Netze nur einzusammeln, wird seit Mitte der 2000er Jahre großen Wert darauf gelegt, die Wilderer zu erwischen. Dazu werden entweder Ansitze mit der Polizei organisiert oder Komitee-Mitarbeiter stellen versteckte Kameras auf. Im Gegensatz zu den Regelungen in Deutschland sind die mit solchen Kameras erstellten Videos gerichtsverwertbar - viele Fänger werden auf diese Weise in jedem Jahr überführt. Wo Wilderer überführt sind, werden die Fallen ebenso abgebaut wie die aus Draht an den Bäumen befestigten Haltevorrichtungen, die aufwändig mit Zangen entfernt werden müssen.
Zusätzlich recherchieren wir verdeckt in Metzgereien und Restaurants und versuchen auf diesem Weg, die Vertriebswege der Wilderer lahmzulegen.
Die Wilderei mit Rosshaarschlingen ist durch unsere Vogelschutzcamps auf Sardinien inzwischen weitgehend zum Erliegen gekommen. Wo wir einst bis zu 22.000 Schlingen gefunden haben, sind es jetzt oft weniger als 500 (siehe dazu auch unsere Statistik). Netze sind dagegen weiterhin ein großes Problem und derzeit der Schwerpunkt unserer Arbeit auf der Mittelmeerinsel.
Unser Kooperationspartner Stiftung Pro Artenvielfalt unterstützt uns jedes Jahr bei der Finanzierung der Komitee-Vogelschutzcamps auf Sardinien.