Komitee-Vogelschutzcamps in Brescia

Die Provinz Brescia – gelegen in der Lombardei zwischen Gardasee und Iseosee – ist der Brennpunkt der Wilderei in Italien. Nirgends sonst gehen so viele Jäger und Wilderer mit Flinten, Netzen und Fallen auf die Vogelpirsch, wie an dieser Stelle in den Südalpen.
1985 fand hier das erste Vogelschutzcamp des Komitees gegen den Vogelmord statt. Was als spontane Wochenendaktion im Herbst angefangen hatte, wurde nach und nach ein generalstabsmäßig geplanter und professionell durchgeführter fünfwöchiger Naturschutzeinsatz mit bis zu 150 Teilnehmern. Bis heute ist unser alljährliches Herbst-Vogelschutzcamp in Brescia die größte Aktion gegen die Wilderei in Europa.
Das Komitee gegen den Vogelmord hat in Brescia eine lokale Gruppe, die über das ganze Jahr hindurch gegen die Wilderei arbeitet. Darüber hinaus führen wir im Jahresverlauf regelmäßig drei Einsätze durch:
- Frühlingseinsatz im März und April gegen den Fang von Singvögeln mit Netzen
- Sommereinsatz im August gegen den Fang von Trauerschnäppern, Baumpiepern und Gartenrotschwänzen
- Herbsteinsatz im Oktober und November gegen Vogelfang und Vogeljagd
Bei allen Einsätzen in Brescia ist unsere Vorgehensweise identisch: Der erste Schwerpunkt liegt auf dem Vogelfang. Unsere Teams suchen aktive Fangstellen mit Netzen, Bogen- oder Schlagfallen. Beamten einer auf Wilderei spezialisierten Einheit der Carabinieri, die zeitgleich mit uns in Brescia im Einsatz sind, werden die zuvor ausgekundschafteten Fangstellen gezeigt. Sie legen sich auf die Lauer und überführen die Wilderer, wenn sie das nächste Mal die Fallen kontrollieren. An Stellen, an denen ein Einsatz der Polizei nicht möglich scheint, arbeiten wir mit versteckten Kameras oder bauen die illegalen Fanggeräte selbst ab. Unser zweiter Schwerpunkt liegt auf der Überwachung der Singvogeljagd. Dafür verstecken wir uns an bekannten Brennpunkten der Jagd, wie etwa Gebirgspässen oder abgelegenen Weinbergen und Feldern. Aus dem Versteck heraus dokumentieren wir etwaige Verstöße und melden sie der Polizei, die mit den von uns gesammelten Beweisen Strafverfahren einleiten kann.

Im Herbst kooperieren wir zudem mit den Jagdaufsehern des WWF. Die mit polizeilichen Befugnissen ausgestatteten Naturschützer kontrollieren zum Teil in den gleichen Gebieten, in denen Komitee-Mitarbeiter nach Vogelfallen suchen. Wo es möglich ist, werden die Einsätze aufeinander abgestimmt und gemeinsam durchgeführt.
Bei Wilderern sichergestellte lebende Vögel - seien es illegale Lockvögel oder aus Fallen und Netzen befreite Tiere - werden von Teilnehmern der Einsätze in die vom Komitee gegen den Vogelmord mit aufgebaute Wildtierauffangstation Modena gebracht.
Begleitend arbeiten wir in Brescia auch gegen nach EU-Recht illegale Ausnahmegenehmigungen zum Abschuss eigentlich geschützter Vogelarten und gegen Genehmigungen zum Fang von Lockvögeln in Großfanganlagen. Auch gegen den Verkauf von Singvögeln in Restaurants engagieren wir uns seit den 1980er Jahren - mit dem Verbot des Verkaufs tunesischer Weidensperlinge im Jahr 2014 haben wir diesem Geschäft vermutlich ein Ende bereitet. Die entscheidenden Anstöße für diese Arbeit kamen immer von den Vogelschutzcamps in Brescia.
Die Erfolge dieser langjährigen und aufwändigen Aktionen können sich sehen lassen: Die Zahl der Vogelfallen, die wir jedes Jahr einsammeln, ist deutlich rückläufig. Die in Brescia festgestellten Jagdverstöße sind dagegen weiterhin zahlreich, so dass es hier noch keinen Grund für eine Entwarnung gibt.