Das große Geschäft
Es gibt Vogelfänger und Jäger, die viel Geld mit den Vögeln verdienen. Vor allem in Gegenden, in denen eine bestimmte Vogelart zur Delikatesse avanciert, können große Gewinne gemacht werden. Ein gutes Beispiel ist der Fang von Ortolanen im Süden Frankreichs. Im Restaurant legen "Gourmets" für einen einzigen in Armagnac ertränkten und gegrillten Ortolan von kaum mehr als 30 Gramm Gewicht bis zu 200 € hin. Auf Zypern sind Grasmücken vom Arme-Leute-Essen zum gefragten Superfood geworden: Für ein Gericht mit fünf Grasmücken zahlt man schnell 40 €. Damit erzielen die Vogelfänger zwar keine Gewinne wie beim Ortolan in Frankreich, dafür sind Grasmücken auf Zypern erschwinglich für die breite Masse. Hier haben sich Wildererbanden etabliert, die Millionen Euro mit den illegal gefangen Singvögeln verdienen. Ohne Steuern zu zahlen, versteht sich.
Ein anderer Aspekt der kommerziellen Ausbeutung von Vogelbeständen sind Jagdreisen. Wer sich von zu strengen Jagdgesetzen und Kontrollen im eigenen Revier gestört fühlt, kann eine Pirsch im Ausland buchen. Neben den bekannten Großwildjagden sind dabei auch Ausflüge zur Vogeljagd - z.B. Gänse in Argentinien, Enten in Italien oder Lerchen in Rumänien - beliebt.
Jagd und Vogelfang sind also meist nicht mit Armut verbunden, sondern vielmehr eine Beschäftigung für Menschen, die es sich leisten können. Wirtschaftlicher Aufschwung in einem Land bedeutet deswegen keinesfalls, dass Vogelfang und Jagd zurückgehen. Oft ist das Gegenteil der Fall, denn seiner "Traditionen" wird man sich oft erst bewusst, wenn man nicht mehr mit Überleben beschäftigt ist, sondern genug Zeit für ihre Pflege hat.
Bei seinen Vogelschutzcamps arbeitet das Komitee gegen den Vogelmord also manchmal gegen Menschen mit einem handfesten wirtschaftlichen Interesse. Sie sind nicht selten gerissener als einfache Traditionalisten, und oft auch gewaltbereiter.