Flächenkauf gegen Vogelmord

Kann man mit der Schaffung von Schutzgebieten Wilderei effektiv verhindern?
Vogelfang und Vogeljagd sind im Mittelmeerraum weit verbreitet, Millionen Vögel werden jedes Jahr illegal gefangen oder geschossen. Wir werden immer wieder gefragt, ob es nicht sinnvoll wäre, Flächen anzukaufen, um so den Vogelfang zu stoppen. Die einfache Antwort ist: Nein!
Wilderer, die Fallen und Netze verwenden oder mit der Flinte auf der Singvogelpirsch sind, sind sehr mobil. Werden sie gestört oder verändert sich das Habitat – zum Beispiel durch die natürliche Sukzession oder durch Land- und Forstwirtschaft – weichen sie in andere, ruhigere oder besser geeignetere Gebiete aus. Dabei nutzen sie nur selten Flächen, die ihnen auch gehören. Die meisten Fanggeräte und Jagdplätze finden sich auf öffentlichem Land oder auf Flächen, deren Eigentümer nichts davon wissen oder sich nicht dafür interessieren.
Dazu kommt, dass Jagd und Wilderei in der Regel flächig stattfinden. Selbst die Schaffung großer jagdberuhigter Bereiche führt selten zu weniger Vogelfang und Vogeljagd.
Das Fanggebiet erstreckt sich von Portugal im Westen bis zum Libanongebirge im Osten. Die Gesamtfläche in den Brennpunkten der Wilderei liegt bei etlichen hunderttausend Hektar. Selbst wenn es gelänge, hier 10 oder sogar 100 Hektar zu schützen, hätte man kaum eine nennenswerte Zahl Vögel gerettet. Wollte man den Vogelfang wirklich durch Ankäufe einschränken, müsste man in Besitz riesiger Ländereien kommen und dafür eine Summe aufwenden, die über dem weltweiten Spendenaufkommen liegt.
Die einzige Ausnahme ist die Schaffung von privaten Schutzgebieten an „bottlenecks“ – kleinräumigen Strukturen wie zum Beispiel einzelne Gebirgspässe, bestimmte Küstenabschnitte oder Feuchtgebiete. Hier ziehen oft große Mengen Vögel durch, so dass ein Ankauf auch relativ kleiner Flächen von einigen hundert Hektar Sinn ergibt. Besonders geeignet sind dabei isoliert liegende Seen oder Lagunen, an denen sich Wasservögel – und damit auch Wasservogeljäger – konzentrieren. Die Singvogeljagd verhindert man damit nicht, man verlagert sie nur in andere Bereiche.
Fazit: Die Schaffung von großen Schutzgebieten ist ein geeignetes Mittel, um seltene Habitate zu schützen und dort vorkommende gefährdete Arten zu fördern. Zur Verhinderung von Singvogeljagd und Vogelfang ist sie denkbar ungeeignet. Hier helfen nur gute Gesetze, konkrete Aktionen gegen die Wilderei, harte Strafen und Umweltbildung.






