Vogelfang auf Malta

Der Vogelfang mit Schlagnetzen hat auf Malta eine lange Tradition. Überall in der Landschaft sind die Fanganlagen zu finden - auf Küstenklippen ebenso wie auf Feldern und selbst mitten in der Bebauung. Sie bestehen aus zwei horizontal am Boden liegenden Netzen mit einer Länge von 10 bis 50 Metern, die mit Federn auf Spannung gehalten werden. Zwischen ihnen befindet sich eine Freifläche, auf der oft Futter oder Wasser zu finden ist, oder auf der Lockvögel stehen. Ein unweit der Fangstelle in einer Steinhütte versteckter Vogelfänger löst die Netze manuell aus, wenn sich Vögel auf der Freifläche einfinden.
Auf Malta gibt es mehrere tausend solcher Fanganlagen. Die kleineren dienen meist dem Fang von Finken, die großen Fangstellen, oft mit Teichen ausgestattet, dem Fang von Watvögeln.
Zusätzlich verwenden maltesische Vogelfänger auch Stellnetze und Käfigfallen. Bei den Käfigfallen gibt es kleine Geräte zum Fang von Einzelvögeln (in der Regel Finken), es werden aber auch bungalowgroße Fallen eingesetzt, die mit Fangöffnungen auf dem Dach wie eine Reuse funktionieren und vor allem für Turteltauben aufgestellt werden. Mit über die Vegetation gelegten Bodennetzen werden dagegen Wachteln gefangen.

Die EU-Vogelschutzrichtlinie verbietet den Vogelfang, lässt aber Raum für Ausnahmeregelungen. Malta macht von dieser Möglichkeit in rechtlich höchst fragwürdigem Umfang Gebrauch und erlaubt den Fang mehrerer Arten mit Schlagnetzen. Während der Finkenfang seit 2017 verboten ist, bleibt der Fang von lebenden Lockvögeln, die bei der Jagd eingesetzt werden dürfen, weiterhin erlaubt. Viele Fänger nutzen diese Genehmigungen, um ihre Fangstellen jederzeit zu präparieren - vordergründig für die kommende Fangsaison, in Wirklichkeit aber, um geschützten Arten nachzustellen oder ihre Anlagen außerhalb der genehmigten Zeiten zu betreiben.
Das Komitee gegen den Vogelmord arbeitet seit dem Jahr 2004 mit seinen Vogelschutzcamps aktiv gegen den illegalen Vogelfang auf Malta und setzt sich mit Recherchen und Lobbyarbeit für ein Ende der Ausnahmegenehmigungen für die Benutzung von Schlagnetzen ein.
Singvogelfang
Finken wie Hänflinge und Stieglitze sind auf Malta beliebte Käfigvögel. Bis 2017 durften sie mit einer Sondergenehmigung im Herbst gefangen werden - seither benutzen die Fänger ihre Netze illegal.
Watvogelfang
Während im Herbst und Winter der Fang von Goldregenpfeifern mit Netzen erlaubt ist, verwenden Wilderer oft die gleichen Fangstellen für den illegalen Fang von Watvögeln im Spätsommer.
Lockvogelfang
Auf Malta dürfen bestimmte Arten als Lockvögel bei der Jagd eingesetzt werden. Hierfür gibt es Fanggenehmigungen, es werden aber auch immer wieder nicht erlaubte Fallen und Netze gefunden.