Verwendung elektronischer Lockgeräte bei der Jagd
Auf Malta ist die Verwendung elektronischer Lockanlagen bei der Jagd weit verbreitet, obwohl ihr Einsatz durch die Vorgaben der EU-Vogelschutzrichtlinie verboten ist. Besonders häufig werden Geräte mit Wachtelrufen genutzt, die den überwiegend nachts ziehenden Hühnervogel auf die Flächen locken, auf denen morgens die Jäger auf die Pirsch gehen wollen. Mit Hunden werden die Tiere dann aufgescheucht und abgeschossen.
Während früher mit Batterien betriebene Autoradios verwendet wurden, sind heute vor allem MP3-Player im Einsatz. Die Geräte verfügen über eine Zeitschaltuhr, die den Betrieb von etwa Mitternacht bis in den Morgengrauen steuert. Versteckt sind die Anlagen meist in Mauern oder im Untergrund eingegraben, oft massiv gesichert mit Beton oder in Stahlkisten.
Bei unseren Vogelschutzcamps lokalisieren wir in jedem Jahr zwischen 50 und 80 dieser Geräte. Der laut abgespielte Lockruf der Wachtel - ein metallisches "pick-per-wick" - schallt in manchen Tälern bis weit in die Ortschaften hinein und ist kaum zu überhören. Trotzdem bemüht sich kaum ein Polizist ins Gelände, um dem illegalen Treiben ein Ende zu bereiten.
Nur mit Mühe gelingt es uns, ein- oder zweimal in der Jagdsaison eine Polizeistreife zu einem gemeinsamen Nachteinsatz zu bewegen, um zumindest eine handvoll Anlagen auszuschalten. Dabei verpflichtet sich Malta gerade bei den Ausnahmegenehmigungen für die Wachteljagd im Frühling zu besonders umfänglichen Kontrollen.
Die Täter zu überführen ist bei den fest installierten Anlagen sehr schwierig. Meist gehen mehrere Jäger im Umfeld der Lockgeräte auf die Jagd, so dass es kaum möglich ist, einen Verantwortlichen auszumachen. Deswegen bleibt den Beamten - wenn sie denn einmal ausrücken - nur übrig, die Geräte stillzulegen.
Neben Wachteln werden auch Watvögel mit elektronischen Geräten vor die Flinten gelockt. Hierzu benutzen die Wilderer meist mobile Geräte, die sie in ihrer Nähe platziert haben und über eine Fernbedienung kurz einschalten, wenn ein Mornell- oder Golfregenfeifer, Grün- oder Rotschenkel vorüberfliegt. In solchen Fällen ist es uns schon mehrfach gelungen, die Täter auf frischer Tat zu erwischen.
Lockgeräte sind nicht nur bei der Jagd im Einsatz, sondern auch beim Vogelfang. Anlagen mit Wachtelrufen können an Bodennetzen zum Lockvogelfang installiert sein, oder an großen Schlagnetzen für den Fang von Regenpfeifern. Auch die Finkenfänger benutzen heutzutage vielfach MP3-Player, um Hänflinge und andere Singvögel anzulocken.