Singvögel für den Kochtopf
Der Verzehr von Singvögeln als „Delikatesse“ hat in den meisten Ländern des Mittelmeerraumes eine lange Tradition und ist europaweit die Triebfeder für den Fang und Abschuss von unzähligen Rotkehlchen, Drosseln, Lerchen und anderen Kleinvögeln.
Offiziell ist der Verkauf von aus der Natur entnommenen Singvögeln überall in der EU verboten. Weil aber in den meisten Ländern kaum oder nur unzureichend kontrolliert wird, haben sich zum Beispiel in Zypern und Italien riesige kriminelle Netzwerke etabliert, über die jedes Jahr mehrere Millionen gerupfte Singvögel an Metzgereien, Restaurants und private „Feinschmecker“ verkauft werden. Angesichts der enormen Nachfrage ist der Schwarzmarktpreis für gerupfte Singvögeln in den letzten Jahren überall stark angestiegen, was wiederum viele Vogelfänger motiviert, noch mehr Tiere zu fangen. Allein auf Zypern wird der Umsatz mit dem illegalen Verkauf von Mönchsgrasmücken und Drosseln auf mehr als 10 Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Ein Riesengeschäft, an dem sich neben einigen „kleinen Fischen“ zunehmend Gruppen beteiligen, die der organisierten Kriminalität zugerechnet werden. Um den Bedarf zu decken, werden zusätzlich zu den im eigenen Land erlegten Tieren auch immer wieder Tiere aus Osteuropa eingeschmuggelt. So beschlagnahmt zum Beispiel die Polizei in Italien regelmäßig Schmuggelladungen von Tausenden toten Lerchen, Drosseln oder Piepern, die aus Bulgarien und Serbien ins Land gekommen sind. In Norditalien kam durch Recherchen des Komitees ans Licht, dass Wildhändler jedes Jahr Hunderttausende tiefgefrorene Spatzen aus Tunesien importierten. Durch eine Strafanzeige konnte diese Praxis vorerst beendet werden.