Komitee gegen den Vogelmord e.V. Committee Against Bird Slaughter (CABS)

Komitee gegen den Vogelmord e. V.
Committee Against Bird Slaughter (CABS)

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Mit Flinten gegen Flugscharen

Wasservögel wie Gänse sind beliebte Jagdbeute in den Niederungen Norddeutschlands
Wasservögel wie Gänse sind beliebte Jagdbeute in den Niederungen Norddeutschlands

Mitteleuropa ist eines der wichtigsten Überwinterungsgebiete für Wildgänse und andere Wasservögel in Eurasien. Graugänse aus Skandinavien, Bläß- und Waldsaatgänse aus den Tundren Sibiriens und mehr als 20 Entenarten nutzen die Niederungen zwischen Oder und Ärmelkanal als Rastgebiet für die kalte Jahreszeit. Besonders im Frühwinter sammeln sich in den Großschutzgebieten Ostdeutschlands Millionen Wasservögel – fast der gesamte eurasische Bestand macht hier einen Zwischenstop.

Die Tiere benötigen große Seen und Flüsse für die nächtliche Rast, während sie am Tage auf abgeernteten Feldern und auf Weiden und Wiesen Nahrung suchen. Insbesondere der in der Dämmerung stattfindende Flug von und zu den Schlafgewässern ist ein atemberaubendes Schauspiel.

Was für die einen ein phantastisches Naturschauspiel ist, nutzen andere zum Beute machen! Jäger positionieren sich hinter Büschen oder in Gräben in direkter Nähe zum Schlafgewässer und warten auf die Vögel. Wenn die Tiere abends zurückkehren oder morgens aufbrechen, werden die hier flach fliegenden Vögel unter Beschuss genommen. Die oft mit Kranichen gemeinsam fliegenden Gänse werden mit breitstreuenden Schrotladungen aus hochtoxischem Blei malträtiert – nicht selten werden geschützte Arten vom Himmel geholt oder die Vögel nur „angeschrotet“. Später – oft erst nach Wochen – gehen die Tiere dann an einer Bleivergiftung zugrunde. Viele fallen auch nur wenige Meter von den Jägern unbemerkt ins Schilf und werden einfach vergessen. Der für diesen Fall vorgeschriebene Jagdhund ist oft nicht zur Stelle. Offiziell schießen Deutschlands Waidmänner im Jahr zwischen 50.000 und 80.000 Gänse und rund eine halbe Million Enten.

Geschossene und achtlos liegengelassene Saatgans
Geschossene und achtlos liegengelassene Saatgans

Wichtige Schlafgewässer wurden inzwischen unter Naturschutz gestellt oder es wurde zumindest die Gänsejagd an ihren Ufern untersagt. Doch vor allen die gut zahlenden Jagdgäste sind entweder ortsunkundig oder scheren sich nicht um die Schutzgebietsgrenzen.

Die Unkenntnis beschränkt sich in vielen Fällen leider nicht auf die Topographie des Reviers. Die meisten deutschen Jäger können wohl ein Reh von einem Hirschen unterscheiden, bei Zugvögeln hört die Fachkunde meist aber schnell auf. Die in den Gänseschwärmen der häufigeren Arten mitfliegenden Kurzschnabel- und Zwerggänse können nur geübte Ornithologen bei bester Sicht zweifelsfrei bestimmen. Die Entenarten sind vor allem bei der Jagd in der Dämmerung kaum zu unterscheiden. Viele bei unseren Kontrollen befragte Jäger waren nicht in der Lage, Graugänse von Bläßgänsen zu unterscheiden - auch wenn sie tot vor ihnen auf dem Boden lagen!

Das Komitee gegen den Vogelmord wehrt sich seit Jahren mit wachsendem Erfolg gegen diese unhaltbaren Zustände. Seit 1997 beobachten wir die Einhaltung der Jagdbeschränkung in den Großschutzgebieten von Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. An jedem Wochenende sind Komiteemitglieder vor Ort und kontrollieren die bekannten Rastplätze der Zugvögel. In den vergangenen Jahren haben wir dabei weit über 100 Jäger angezeigt und nicht selten mit Hilfe der Polizei große Gesellschaftsjagden vorläufig beendet.

In manchen Gebieten an der Elbe in Sachsen-Anhalt und im Bereich der west-brandenburgischen Havelniederung ist die Situation durch unsere Anwesenheit inzwischen weitgehend beruhigt werden.