Einsatz von Lockvögeln bei der Jagd

In manchen Ländern - vor allem im Mittelmeerraum - ist die Verwendung lebender Lockvögel bei der Jagd erlaubt. Die Tiere werden dazu in kleine Käfige gepfercht und an Jagdunterständen oder Fangplätzen postiert.
Vielfach werden Lockvögel - vor allem Singvögel - im Sommer im Dunkeln gehalten. Wenn sie im Herbst zur Jagdsaison ans Tageslicht geholt werden, stellt sich ihr Hormonhaushalt auf Frühling um und die Tiere beginnen zu singen. Auf diese Art und Weise locken sie ihre Artgenossen vor die Flinten der Jäger oder in die Netze und Fallen der Vogelfänger. Durch die Verwendung von Lockvögeln werden Jagd und Vogelfang sehr effektiv.
Die Haltungsbedingungen der Lockvögel in winzigen Käfigen, ohne artgerechtes Futter und tierärztliche Versorgung sind vielfach miserabel. Die Tiere sterben oft rasch, so dass hunderttausende Jäger ständig Nachschub benötigen. Statt die Tiere zu züchten, werden sie vielfach illegal mit Netzen oder Fallen gefangen oder als Küken aus Nestern geraubt.

Das Komitee gegen den Vogelmord kämpft bereits seit Mitte der 1970er Jahre gegen den Einsatz lebender Lockvögel. Da die Singvogeljagd ohne sie kaum effektiv ist, wehren sich die einflussreichen Jagdlobbyisten seit Jahrzehnten gegen ein Verbot. Aber auch mit "Salamitaktik" haben wir im Laufe der Zeit viel erreicht: Der Fang der Vögel ist aufgrund unserer Arbeit inzwischen fast überall verboten, die Preise sind deswegen deutlich gestiegen. Wo Wilderer Netze aufstellen, Küken aus Nestern rauben oder Tiere mit gefälschten Ringen als angebliche Nachzuchten in den Handel bringen, schreiten wir während unserer Vogelschutzcamps ein.
In Norditalien - dem Epizentrum der Lockvogeljagd in Europa - findet man heute an den Jagdhütten der Zugvogeljäger kaum mehr halb so viele Lockvögel, wie noch in den 1990er Jahren. Die Jagd wird damit weniger effektiv, die Zahl der geschossenen Amseln, Singdrosseln und Feldlerchen sinkt deswegen kontinuierlich. Alternativ zu lebenden Lockvögeln verwenden viele Jäger und Vogelfänger elektronische Lockgeräte. Hierbei entfällt zwar die unmittelbare Tierschutzproblematik bei der Käfighaltung, aber mit den billigen und einfach zu unterhaltenden Anlagen lassen sich Zugvögel in großen Mengen anlocken und töten. Sie sind deswegen bei der Jagd untersagt.