Vogelfang und Frühlingsjagd auf Ponza und Palmarola

Die kleinen Inseln Ponza und Palmarola liegen weit vor der Küste der Region Lazien. Viele Vögel, die an der italienischen Küste entlangziehen, rasten hier. Dieser Umstand und die Lage fernab vom Schuss haben beide Inseln zu einem Eldorado der Wilderei gemacht - jedenfalls bis zum Start der Komitee-Vogelschutzcamps in den 1990er Jahren.
Wenn im April und Mai die spätziehenden Insektenfresser wie Braunkehlchen, Gartenrotschwänze, Trauerschnäpper, Steinschmätzer und Nachtigallen auf ihrem Weg in die Brutgebiete in Italien eintreffen, stellen die Vogelfänger auf Ponza und Palmarola kleine Schlagfallen auf. Die mit Fliegenmaden beköderten Fanggeräte aus Metall stehen in Gärten und auf Küstenklippen und brechen den gefangenen Vögeln das Genick. Zum Teil werden auch Netze und Fangkäfige verwendet. Die Singvögel gelten vor allem in der Osterzeit als regionale Delikatesse.

Zur gleichen Zeit gehen Jäger auf die Pirsch nach Turteltauben und Wachteln. Beide Arten - überall in der EU gefährdet - haben im Herbst eine reguläre Jagdzeit, im Frühling während des Rückzugs in die Brutgebiete muss die Jagd aber ruhen. Gut versteckt in kleinen Wäldchen, in Klippen oder Gärten warten die Wilderer auf ihre Gelegenheit. Haben sie ein oder zwei Mal geschossen, wechseln sie den Standort, um nicht lokalisiert werden zu können. Bei der Jagd auf Wachteln werden oft elektronische Lockanlagen verwendet, mit denen die Vögel nachts angelockt werden.
Die sehr überschaubare Bevölkerungszahl spielt den Wilderern in die Hände. Auf Ponza leben knapp 3.300 Menschen, Palmarola ist sogar unbewohnt. Hier fällt jeder Fremde auf, vor allem außerhalb der Urlaubszeit. Schon bei der Überfahrt mit der Fähre werden als Vogelschützer erkannte Reisende an die Wilderer gemeldet, was meist zu einem völligen Erliegen der Jagdaktivität führt.
Um die Situation in den Griff zu bekommen, haben wir zwei Strategien entwickelt: Bei unseren Vogelschutzcamps auf Ponza und Palamrola setzen wir einerseits auf eine auffällige und dauerhafte Präsenz zur Abschreckung, andererseits auf kleine Undercover-Aktionen, um die Wilderer zu überführen.