Komitee gegen den Vogelmord e.V. Committee Against Bird Slaughter (CABS)

Komitee gegen den Vogelmord e. V.
Committee Against Bird Slaughter (CABS)

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Der Urlaubsboykott als ungeeignetes Kampagneninstrument

Oft wird der Ruf nach einem Urlaubsboykott laut, wenn es in einem Land Probleme mit dem Natur- und Tierschutz gibt. Das Komitee gegen den Vogelmord hat in den 1970er Jahren selbst den Slogan "Kein Urlaubsort wo Vogelmord" geschaffen und versucht, damit einen Boykott der italienischen Adria und des Gardasees als seinerzeit bevorzugte deutsche Feriendomizile zu organisieren. Warum es nicht geklappt hat und wir heute wissen, dass dieses Kampagneninstrument nach hinten losgeht, erklären wir hier für Sie.

1. Keiner macht mit!

Strand auf Zypern
Strand auf Zypern

Auch wenn manche Verbraucher langsam beginnen, ihre Macht über den Markt zu erkennen und einzusetzen - z.B. indem sie Biolebensmittel kaufen oder auf stromsparende Elektromodelle umsteigen - beim Urlaub als eine kostspielige Angelegenheit zählt nach wie vor das Geld. Malta, Spanien, Griechenland, Zypern und Ägypten haben viele günstige Urlaubsangebote und locken die Massen. Ein Boykottaufruf mag zunächst für Unruhe vor Ort sorgen, aber da die Tourismusindustrie schnell merkt, dass die Besucherzahlen nicht zurückgehen, entpuppt sich der Aufruf als Papiertiger. Dazu kommt, dass die Menschen Urlaub mit positiven Aspekten verbinden und die Augen lieber vor den Problemen der bevorzugten Ferienregion verschließen. Am Ende macht keiner mit und der Verband, der zum Boykott aufgerufen hat, macht sich unglaubwürdig.

2. Ein Boykott trifft die Falschen

Hoteliers und Gaststättenbesitzer sind selten eng mit Wilderei und Jagd verbandelt. Als gute Unternehmer wissen sie, was der ausländische Tourist wünscht. Schüsse vor der Hotelanlage am frühen Morgen gehören ebenso wenig dazu, wie Berge toter Vögel auf dem Wochenmarkt oder Vogelfallen im Wandergebiet. Die Tourismusindustrie ist in manchen Gebieten ein Garant für viele Arbeitsplätze, sorgt oft für bescheidenen Wohlstand und bringt die Menschen vor Ort in Kontakt mit Ausländern, was die Weltoffenheit fördert und Traditionen am Ende oft in den Hintergrund rücken lässt.

3. Ein Boykott zeugt von nationaler Arroganz

Es gibt kein Land, das frei von Problemen ist - seien es Natur- oder Tierschutz, Menschenrechte, Armut und vieles Beklagenswerte mehr. Sich einzelne Länder - zum Beispiel Ägypten für den Vogelfang oder Spanien für den Stierkampf - herauszupicken und zu verurteilen, täuscht über diese Tatsache hinweg und zeugt von nationaler Arroganz. Das lässt uns, die wir etwas Positives in den jeweiligen Ländern bewirken wollen, schlecht dastehen und bringt das an sich gute Anliegen schnell in Verruf. 

4. Ein Boykott bringt die Menschen gegen uns auf

Monte Isola - eine Insel im Iseosee (Italien)
Monte Isola - eine Insel im Iseosee (Italien)

Nicht jeder Mensch bewertet den Natur- oder Tierschutz so, wie wir es tun. Es gibt in fast allen Ländern, in denen es ausufernde Jagd und große Probleme mit der Wilderei gibt, eine Mehrheit in der Bevölkerung, die dies klar ablehnt. Das reicht meist nicht dafür, dass die Menschen sich engagieren oder bei der Wahl diejenigen bevorzugen, die gegen die Missstände vorgehen. Aber es ist ein guter Anfang. Der Aufruf zu einem Urlaubsboykott trifft auch diese Menschen, die prinzipiell unserer Ansicht sind. Da sie das Thema aber in der Regel als weniger wichtig einstufen, bringen wir diesen großen Teil der Bevölkerung gegen uns und unser Anliegen auf. Selbst wenn offenbar kein einziger Tourist weniger käme, würden wir lokale Politiker, Polizeibeamte und selbst befreundete Natur- und Tierschutzverbände verprellen und alle Türen zuschlagen. Das gilt vor allem für Länder, in denen wir mit einem Urlaubsboykott den Nationalstolz kränken - hier hinterlässt man damit nur verbrannte Erde.

5. Die größten Fans eines Boykotts sind ... die Wilderer!

Wer alten Traditionen nachgeht - vor allem solchen, die längst verboten sind - ist Fremden gegenüber nicht aufgeschlossen. Jäger und Wilderer können deswegen vor allem eines nicht gebrauchen: Ausländische Zuschauer. Wir beobachten in unseren Einsatzgebieten, dass überall dort, wo Urlauber verstärkt auftreten, Jagd und Wilderei nach und nach zurückgedrängt werden. Im Umfeld von Bettenburgen hört der Vogelfang ebenso auf wie in Gegenden, in denen die Touristen Outdooraktivitäten nachgehen - sei es Wandern, Radfahren, Klettern oder Reiten. Touristen bringen Geld und oft eine andere Sicht auf die Welt mit sich, Traditionen sterben dadurch oft aus. Das ist manchmal vielleicht schade, aber bei Jagd und Vogelfang ein sicher positiver Aspekt des Tourismus!  

Fazit: Fahren Sie hin!

Unser Fazit: Lassen Sie sich nicht von den Problemen des Urlaubslandes abschrecken, sondern fahren Sie hin und tragen Sie mit kleinen Schritten dazu bei, dass die Probleme kleiner werden. Zeigen Sie den Menschen, die prinzipiell auf unserer Seite sind, dass man mit einer intakten Natur mehr Geld verdienen kann, als mit einer ausgebeuteten Landschaft. Wenn Sie Schüsse hören, Wildvögel auf einer Speisekarte entdecken oder Vogelfallen finden, beschweren Sie sich an der Rezeption des Hotels oder beim örtlichen Tourismusbüro - damit erreichen Sie mehr, als mit einem Urlaubsboykott!