Einsätze gegen den Finkenfang auf Malta
Der Fang von Finken mit Schlagnetzen hat auf Malta eine lange Tradition. Besonders begehrt sind Grün- und Buchfinken, Stieglitze, Erlenzeisige, Hänflinge und Kernbeißer. Die Vögel werden in Käfige gesperrt und auf dem Heimtiermarkt verkauft. Der Vogelfang war bis zum EU-Betritt Maltas jeweils im Frühling und Herbst ganz regulär erlaubt und wurde auch danach jahrelang über rechtlich fragwürdige Ausnahmeregelungen immer wieder genehmigt. Zuerst hat man ihn im Frühling untersagt, seit 2018 ist er auch im Herbst nicht mehr zulässig.
Das hindert viele der einst tausenden von Finkenfängern leider nicht daran, ihre Fanganlagen trotzdem in Betrieb zu nehmen. Jedes Jahr im März und Oktober spannen sie ihre Schlagnetze und gehen auf die Finkenpirsch. Auch andere Singvögel wie etwa Ortolane, Kurzzehenlerchen und Rotkehlpieper werden gefangen. Um die Vögel anzulocken, werden entweder lebende Lockvögel oder MP3-Player mit Vogelgesang verwendet.
Malta ist eine überwiegend flache Insel, die Fangstellen sind fast immer hinter hohen Mauern verborgen und kaum einsehbar. Zum Beginn der Fangsaison im März und Oktober chartert das Komitee gegen den Vogelmord deswegen ein Kleinflugzeug und überfliegt innerhalb mehrerer Tage die betroffenen Bereiche. Aktive Fangstellen werden dabei kartografisch und fotografisch erfasst und können dann von den Teams am Boden kontrolliert werden. Ziel ist es dabei, die Täter an den Netzen auf frischer Tat zu ertappen. Die Polizei würde zwar auch die von uns gefundenen Netze sicherstellen, aber die Wilderer würden die abhanden gekommenen Fanggeräte direkt wieder ersetzen. Sie vor Gericht zu bringen hat deswegen oberste Priorität bei den Aktionen.
Beobachten wir Vogelfänger auf einem aktiven Fangplatz, wird umgehend die Polizei informiert. Leider treffen die Beamten oft mit erheblicher Verspätung ein oder sie werden in der offenen Landschaft bei ihrer Ankunft gesehen, so dass die Wilderer Zeit finden, zu fliehen. Viele Fänger verfügen auch über ein Netzwerk aus Wachen, die sie über unsere Anwesenheit frühzeitig alarmieren. Mit aus der Ferne erstelltem Filmmaterial können die Männer aber meist identifiziert und später vor Gericht gestellt werden. Diese Methode wird zunehmend schwieriger, weil sich die Täter inzwischen vielfach maskieren.
Zu den Gerichtsverhandlungen werden die Komitee-Mitglieder als Zeugen geladen, was eine erneute Reise nach Malta bedeutet. Viele der von uns überführten Täter werden schuldig gesprochen, doch im Gegensatz zur Wilderei mit der Flinte - bei der mittlerweile hohe Strafen verhängt werden - bleiben die Urteile beim Finkenfang sehr milde. In seltenen Fällen müssen die Täter mit mehr als 2.000 € Strafe rechnen. Und dennoch geht der Fang von Finken nach und nach zurück.