Komitee gegen den Vogelmord e.V. Committee Against Bird Slaughter (CABS)

Komitee gegen den Vogelmord e. V.
Committee Against Bird Slaughter (CABS)

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Deutschland – 23. 03. 2022

Geschützte Meeresenten in Stellnetzen entdeckt

 Andreas Pretali / Sea Shepherd 

Sea Shepherd Deutschland und das Komitee gegen den Vogelmord haben neue Beweise für den Tod geschützter Seevögel durch Stellnetze in der Ostsee vorgelegt. Bei einer gemeinsamen Aktionswoche im Bereich der Hohwachter Bucht (Schleswig-Holstein) konnte das Team Ende Februar den Beifang von einer Trauerente sowie einer Eiderente dokumentieren. Beide Tiere sind in Stellnetzen ertrunken und konnten nur noch tot geborgen werden. „Die Stichprobe ist sehr klein, aber gerade deshalb sind die Ergebnisse so besorgniserregend“, sagte Florian Stadler, Kampagnenleiter Sea Shepherd Deutschland. „Wenn man unsere Funde von nur wenigen Tagen auf alle vorhandenen Netze und die gesamte Fangsaison hochrechnet, müssen wir von vielen Tausend Opfern jedes Jahr allein in der Ostsee ausgehen“. Nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) stellt die Stellnetz-Fischerei eine der Hauptgefährdungsursachen für Seevögel und Schweinswale in der deutschen Ostsee dar. Die Tiere geraten bei der Nahrungssuche in die Netze und erleiden einen qualvollen Erstickungstod.

Grundsätzlich sind alle Seevögel durch die Stellnetz-Fischerei gefährdet, besonders hoch ist der Vogelbeifang bei tauchenden Seevögeln wie Meeresenten zu beklagen. Die Tiere tauchen nach Muscheln und anderen bodennah lebenden Organismen und geraten dabei häufig in die ausgebrachten Netze. Insbesondere in den Winter- und Frühjahrsmonaten geht für diese Vögel ein erhöhtes Risiko aus. In der Ostsee liegen wichtige Rast- und Überwinterungsgebiete, die für viele verschiedene Zugvogelarten, darunter auch Meeresenten wie z.B. Samt-, Eis-, Eider- oder Trauerenten, von großer Bedeutung sind. So treten Beifänge von Seevögeln vor allem dort vermehrt auf, wo sich die Fanggründe der Stellnetz-Fischerei mit den Rast- und Nahrungsgebieten der Tiere überschneiden. Weitere Gefährdungsursachen liegen auch in der Nahrungskonkurrenz mit der Muschelfischerei, dem Sand- und Kiesabbau sowie in Störungen durch Bauprojekte und dem Schiffsverkehr in den Rastgebieten. Dies ist besonders problematisch während der Mauser, wenn die Tiere zeitweise flugunfähig sind. Gerade Trauer- und Samtenten gelten als besonders schreckhaft und haben eine Fluchtdistanz von bis zu einem Kilometer.

Trotz bestehender Vogelschutzmaßnahmen, die den Schutz von Meeresenten und vielen anderen Arten sowie den Fortbestand der Nahrungsgründe erhalten und sogar entwickeln sollen, sind die Bestände von Meeresenten wie z.B. Samtenten seit vielen Jahren rückläufig. Auch die von uns aufgefundenen Tiere, die Trauer- und die Eiderente, werden nach Angaben der HELCOM (Baltic Marine Environment Protection Commission / Helsinki Commission, HELCOM) bereits auf der „Roten Liste“ geführt und in ihrer Art als „gefährdet“ eingestuft.  

Eine der Hauptgefährdungsursachen – die Stellnetz-Fischerei – findet nach wie vor fast ungemindert statt. Anstelle von echten, störungsfreien Schutzgebieten, setzt die Politik weiterhin auf freiwillige Maßnahmen der Fischer, um Beifänge zu reduzieren und die bedrohten Tiere zu schützen. „Jedoch haben die letzten Jahre gezeigt, dass freiwillige Vereinbarungen mit der Fischereilobby nicht die gewünschte Wirkung haben“, so Komiteevorsitzender Heinz Schwarze.

„Wir werden die Kooperation mit dem Komitee gegen den Vogelmord fortführen und weiterhin Beweise vorlegen, um den Schutz von bedrohten Seevögeln in Deutschland voranzutreiben und die Politik aufzufordern, endlich ernstzunehmende Schutzmaßnahmen umzusetzen, die das Artensterben hierzulande nicht nur auf dem Papier bekämpfen.“ – Manuel Abraas, Geschäftsführer Sea Shepherd Deutschland.